Aus wiederholtem und auch aus sehr persönlichem Anlass, und vor allem wegen der Lockdowns, liegt mir das Thema Gesundheitswesen und Pflege auch sehr am Herzen.
Betreff Gesundheitswesen befinden wir uns schon seit längerem in einem großen Dilemma.
Wir haben dank der Politik, die auf Landesklinikenchefs, Ärztekammervertreter, Inhaber und Manager öffentlicher und privater Pflegeeinrichtungen, auch auf Inhaber verschiedener Betreuungsfirmen mit teils unqualifiziertem Personal (Sprache, Ausbildung) hört, aus Profitgier und Machtstreben bewusst eine 2-Klassengesellschaft etabliert.
1. Gruppe: Die Reichen und Superreichen, die sich Wahlärzte, die besten Kliniken, Therapien und Seniorenbetreuungsresidenzen leisten können.
2. Gruppe: Mittlerer und unterer Bürgerstand, der auf folgendes Angebot angewiesen ist:
a) Kassenärzte und Hausärzte, wie auch Landärzte, die immer weniger werden
Beispiel St.Pölten, aktuell: 1 Kassenkinderarzt in ganz St.Pölten für derzeit 67.000 Einwohner
Beispiel Wien: 76 Kassenkinderärzte/innen für ca.1,9 Millionen Einwohnern (lt. Kurier vom14.4.2021)
Bewusste Einsparungen des Personals in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen dienen ausschließlich dem Zwecke der Gewinnmaximierung. Deswegen sind viele Stationen unterbesetzt und werden geschlossen. Das, aufgrund des Personalmangels?
Beispiel: Im Landesklinikum St.Pölten gab es zumindest 2017 kein einziges Akutbett bei psychischer Erkrankung. Man muss mit den oft verängstigten und gefährdeten Betroffenen in diverse Anstalten «spazieren» fahren, wie ins Landesklinikum Mauer oder andere, obwohl man weiß, dass «Burnouts» immer häufiger werden…
Die Dienstzeiten der Beschäftigten werden unter Druck immer mehr ausgedehnt, damit häufen sich ärztliche Fehler durch Überforderung.
Aktuelles Beispiel bei Helios Kliniken: Größter Anbieter von stationärer und ambulanter Patientenversorgung in Europa 2017 wurden 66.000 Mitarbeiter beschäftigt und erwirtschafteten einen Umsatz von rund 6,1Milliarden Euro. (lt.Wikipedia)
ARD-Bericht «FAKT», MDR Magazin: vom 13.4.2021 Wie Gewinne zu Lasten der Belegschaft maximiert werden.
2020 machte die Helios Gruppe auf Kosten von Personal und Patienten in Deutschland einen Gewinn von 602 Millionen Euro! Ist so etwas bei uns auch denkbar?
Thema Pflege:
Bei Aufnahme in ein Pflegeheim oder Pflegezentrum muss mindestens die Pflegestufe 4 vorhanden sein, um überhaupt aufgenommen zu werden. Altersunabhängig!
Wohin also mit Angehörigen, die sich altersgemäß nicht mehr alleine helfen können?
- Frage: Was kann sich derjenige oder diejenige «leisten»?
2. Frage: Wer hilft?
3. Frage: Wo wird geholfen oder unterstützt?
4. Frage: Angebote für Tagesbetreuung?
Beispiel St. Pölten: «Großartige 25 Plätze» in NÖ-Pflegezentrum an der Traisen – in der Landeshauptstadt derzeit laut Auskunft der Leiterin überhaupt nur 12!
Die älteren Bürger werden immer mehr und gleichzeitig sinkt das Angebot für Aufnahmen, obwohl das Problem schon seit Jahrzehnten bekannt ist.
Aus Gründen der Gewinnmaximierung wird auch hier leider entsprechend eingespart statt investiert.
Auch das permanent unter Zeitdruck stehende Pflegepersonal befindet sich am Limit und ist oft selbst nah am Burnout.
Frustration macht sich breit und Pflegeskandale häufen sich, wie in St.Andrä, St.Pölten und aktuell in Tulln.
Verbesserungsvorschläge:
1. Viel mehr Ausbildungsplätze für Pflege-, Psycho- und Physiotherapeuten in Österreich
Nachfrage ist riesig, das Angebot sehr gering.
2.Andere Pflege- und Dienstzeiten
Wer sagt, dass man 24-Stunden-Helferinnen braucht? Man könnte auch 8h- oder 12h-Betreuungspersonal einsetzen.
3. Bessere Bezahlungen, bzw. einen 5-Stunden-Tag als Vollzeitjob entlohnen
Aktuelles Beispiel: im Pflegezentrum NÖ wurde statt eines 40h-Dienstes eine mehr als notwendige Reduzierung auf 35h angedacht. Das ist leider derzeit ausgesetzt.
4. Zeit für kurze Gespräche mit Patienten/innen als Dienstzeit anrechnen
5.Viel mehr Tagesbetreuungsmöglichkeiten in diversen Zentren anbieten
Dient einerseits der Entlastung der arbeitenden und bereits in Pension befindlichen Angehörigen und andererseits der Gewissheit auf beiden Seiten, dass der zu Pflegende Kranke, nicht alleine zu Hause sein muss.
6. Regionalität
Eine Eingabe von Christine Lenk